Wo sind sie geblieben ?

     


 

Kämpfe der 170. Infanterie Division um Suwalki

 

Im Raum Krasnopol etwas ostwärts Sejny gelingt es mit Resteinheiten, den russischen Vormarsch zu stoppen. Die aus Wilna ausgebrochenen Angehörigen der 170. Infanterie Division treffen am 14.7.1944 in Kauen ein, am 17.4.1944 werden sie im Bahntransport in Richtung Ostpreußen in Marsch gesetzt. Es gibt für einige am 19.7.1944 um 6:30 Uhr in Insterburg einen Empfang mit Kuchen, Mittagessen und Stadtbesichtigung. 

Dem Druck weichend, beziehen die Einheiten der Division Anfang August die Ostpreußen-Schutzstellung 10 km ostwärts von Suwalki. Die Feuerstellungen aller vier Abteilungen liegen 4-6 km nordostwärts von Suwalki, der Regiments Gefecht Stand bis 21.10.1944 im Wald nördlich Ortsrand Swaicaria. Gleich stößt der Russe nach und greift vom 3. - 5. August mit fünf Divisionen und einer Panzerbrigade im Divisionsabschnitt an. Er will die von Sudauen aus nach Süden, Südwesten und Nordwesten führenden Hauptstrassen in die Hand bekommen. Alle Batterien sind zum Glück gut mit Munition versorgt und die betonierten Beobachtungsstände in der neuen HKL bezogen. So können die Grenadiere die immer wieder vorgetragenen Angriffe mit Hilfe des Abwehrfeuers der Artillerie aufhalten und kleine Einbrüche bereinigen, angefangen südlich des Szelment-Sees, bei Zaleszczewo, Bilinowo, am Bahnhof Lipniak und am Nordufer des Kroloweksees. Nur auf der im Mittelabschnitt liegenden Höhe 201,6 setzt er sich fest. Erst durch ein Stoßtruppunternehmen am Abend des 12.8.1944 kommt auch sie wieder in deutscher Hand.

       

Hier die Schilderung von Ferdinand, der zu diesem Zeitpunkt bei der 170. Infanterie Division in Suwalki gekämpft hat. 

Der Stab des Rgt. 401 lag einige Km vor Suwalki in einem Hochwald. Von dort war es nicht weit bis zur Waldecke, die erhöht da lag und vom Feind eingesehen werden konnte. Etwa 1 km davor in der Senke und dem wieder ansteigenden Gelände war der Panzergraben und die Laufgräben mit den Einmann Kampfständen (Betonrohr). Soweit ich mich erinnern kann, stand dort ein Bauernhaus. Ich lag etwas unterhalb diesem Haus an der Strasse, wo wir in der Böschung dieser Strasse uns eine Art Unterstand gemacht hatten. Die Strasse stieg leicht an, sie bog kurz hinter unserem Loch etwas nach rechts und ging dann durch die Talsenke nach hinten zum vorerwähnten Wald. An der Krümmung kurz hinter unserem Loch, war neben der Strasse eine lang gestreckte Latrine hinter einer Hecke. Die Strasse in der Talsenke selbst konnte vom Feind tagsüber eingesehen werden. Der Panzergraben und die Laufgräben waren schon vor unserem Eintreffen gemacht worden.  Dort kam dann der Rückzug aus dem Mittelabschnitt zum stehen und der Kampf um die Gräben tobte 8 Tage hin und her. Den Angriff auf die sehr markante Höhe, ich nehme an, dass dies die in der Beschreibung des polnischen Museums genannte Höhe ist, machte ich bei einem Batallion als Funker mit. Durch den ständigen Wechsel, auch der unserem Regiment unterstellten fremden Batallion kannte man die einzelnen Kommandeure nicht, bzw. sich an ihre Namen erinnern. Ich weiss nur, bei den Kämpfen beim Batallion an dem eingangs erwähnten Haus, dass der Kommandeur ein Hauptmann war, der ein sogenannter Tapferkeitsoffizier (wegen Tapferkeit aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen) gewesen ist und von Beruf Müller war. Seinen Namen weiß ich nicht mehr. Er war auch der, der die 3 Trossleute im Panzergraben fand und wegen Feigheit vor dem Feind anzeigte, wo ich beim Regiments  Stab (im Hochwald) als Beisitzer bei der Kriegsgerichtsverhandlung war. Beim Angriff auf die vorerwähnte Höhe war auch unsere Nachrichten Leutnant D o s e beteiligt, der den Funkwagen bei einem russischen Gegenstoß im sumpfigen Gelände stehen ließ, und deshalb nachher vom Kriegsgericht verdonnert wurde (soweit ich mich erinnere, kam er in ein Strafbatallion) . Das wäre das Wesentliche, woran ich mich noch gut erinnere. Quelle: Ferdinand

Es folgen einige ruhige Wochen, die besonders von den neu aufgefüllten Batterien zur Ausbildung genutzt werden. Auch wird den Bauern bei der Einbringung der Ernte geholfen. Von den B-Stellen aus ist die Sicht zum Feind besonders gut.

Viele ältere Menschen erinnern sich an die Soldaten der deutschen Wehrmacht und diese haben heute noch einen sehr guten Ruf. Viele ältere Leute erinnern sich, wie die Soldaten den Kindern Schokolade, Süßigkeiten, Brot und manchmal sogar mit ihnen Spaß gemacht haben.
Meine Großmutter erzählte mir, dass im Haus wo sie 1944 gewohnt hatte nichts mehr zu essen gegeben hat, erschien ein deutscher Soldat und gab ihnen fünf Brote, eins für jedes Kind. 

Nur die Gestapo und die Gendarmerie ist den Leuten noch in schlimmer Erinnerung geblieben (Erzählung einer älteren Dame aus Suwalki).

Am 26.9.1944 greift der Feind erneut im nördlichen Divisionsabschnitt an. Er will uns die dort gelegenen Höhen nehmen.

Aus einem Bericht von der IV. Abteilung unter Leutnant Düßmann geht hervor: "Unsere HKL verläuft über zwei beherrschende Höhen 228 und 252, von denen man bis zu 30 km alles einsehen kann. Beim ersten Großangriff werden beide Höhen vom Russen genommen, von 228 wird er im Gegenstoß verjagt, aber auf 252 kann er sich auf ein Viertel der Höhe halten und nun unsere Stellungen einsehen."

Von der 5. Batterie heißt es: "Unsere B-Stelle gewährt hervorragende Einsicht ins russische Gelände. Durch unser Feuer können wir wirkungsvoll eingreifen und dem Feind große Verluste bereiten.

Bei Leutnant Schnell, als VB. auf der Höhe 252 eingesetzt, heißt diese der Elefantenberg: "Der Volkssturm und andere Arbeitseinheiten haben im Rahmen der Ostpreußen-Schutzstellung Auffangstellungen gebaut. Die Gräben liegen leider alle an den östlichen Hängen und so haben wir die berüchtigten Vorhangstellungen zu halten. Da die russischen Granatwerfer ohne Schwierigkeiten in unsere Gräben hineinschießen können - sie sind, da am Abend gelegen, oben sehr breit - , sind die Verluste zu groß, so dass die Stellungen immer wieder aufgegeben werden müssen. Die Höhe 252, der Elefantenberg, ist jedoch für beide Seiten ein strategisch wichtiger Punkt, da von ihm das Gelände nach Osten wie nach Westen wunderbar einzusehen ist.

Bald werden wir aus der Vorderhangstellung herausgeschossen. Nun sitzen die Russen in unserer alten Vorderhangstellung und wir, Teile der Grenadier Regiment 401 mit ehemaligen Luftwaffen-Soldaten, mit mir als VB. und zwei Funkern, sitzen auf der westlichen Hangseite in einem Auffanggraben. Wir buddeln nun mit den Russen um die Wette, um durch Anlegen von Sappen den Gipfel des Elefantenberges als erstes zu erreichen. Der eine stört den anderen bei seiner Arbeit mit Stoßtrupps, und die Handgranaten werden hin- und hergeworfen. Es ist eine Stellung, die keine Ruhepause zulässt, Tag und Nacht ist nur mit äußerster Wirksamkeit zu überstehen. Es wird ständig im Flüsterton gesprochen, weil der Feind mithören kann und dann sofort die Handgranaten fliegen und russische Granatwerfer zum Einsatz kommen, solche fehlen uns im Krieg in Russland sehr. 

Als Mitte Oktober der Feind bei der linken Nachbardivision auf Goldap zu vorankommt, ergeht an die 170. Infanterie Division der Befehl, die 20 km zurückliegende Treubur-Stellung - etwa mit der Reichsgrenze gleichlaufend - zu besetzen. Beim Regiments Stab ergeht an Leutnant Neelsen der Befehl, im Raum Merunen, Filipw, Treuburg einen neuen Gefechtstand zu erkunden.

Leutnant Schnell schreibt: "Dadurch muss der Elefantenberg aufgegeben werden. Wir schleichen uns in der Nacht davon. Kein Laut ist zu hören. Lange folgen die Russen nicht. Wir können die nächsten vorbereiteten Stellungen in Richtung Filipow erreichen, ohne Verluste durch das Absetzmanöver zu haben."

 

Hier ein original Bericht vom Stab der 3. Belorussiche Front vom 4.1.1945

 

Seite 92

 

Der Stosstrupp zog sich rückwärts in Bereitstellung nachdem sie zwei verwundete Soldaten gefangen genommen hatten. Ein Verwundeter erlag seiner Verwundung bevor er vernommen werden konnte.

Der Gefangene gehörte zum 3. IR 391 der 170. Infanterie Division.

Ergebnis: die kühne Aktion des Stosstrupps sicherte die erfolgreiche Ausführung des Auftrags ab.

Die Seen auf der Skizze lauten: Garbasz (links) und Gaschno (rechts)

Erläuterungen an die Skizze:

- leichte MG

- Sicherungsgruppe

- Angriffsgruppe

- Annäherungsweg

- Rückweg

Bericht:

Unternehmen der 95. Selbständige Aufklärungskompanie in der Nacht zum 18.12.44 im Gebiet der Höhe 205.1

Die Lage feindlicher Bewegungen sowie Verkehr von kleinen infanteristischen Gruppen an der HKL u. HKF zu erkunden.

Auftrag: Gefangene zu machen um die Absicht und Pläne des Feindes zu erkunden.

Ziel: leichtes Maschinengewehr in den vordersten Gräben.

 

Seite 97

 

...etwa 200 Meter, die Gruppe bemerkte feindliche Streifwache die in Richtung entgegen der Angriffsgruppe sich annäherte. Der Stosstruppführer befahl völlige Bereitschaft, und die Gruppe eröffnete das Feuer aus kürzester Entfernung, als der Gegner sich bis auf 10-15 m sich annäherte.

Drei Soldaten waren sofort tot, der vierte konnte gefangengenommen werden.

Der Gefangene gehörte zum 6. IR 401 der 170. ID

Ergebnis: Hartnäckigkeit und Kaltblütigkeit des Stosstruppführers sicherte die erfolgreiche Ausführung des Auftrags.

 

 

Zu Ihrer Beachtung:

 

Stab der 3. Belorussische Front

Bericht no. 5

Stab der 3. Belorussische Front

Aufklärungs-Meldung no. 5.

4.Januar 1945

 

Truppen der Front führen hartnäckige Abwehrkämpfe gegen die angreifenden feindlichen Infanterie und Panzer in Gegend nord-westlich des Ortes Filipów.

An übrige Front-Abschnitte - Haltung der schon besetzten Stellungen,

Abwehr der feindlichen Stosstrupps und Feuergefechte.

 

Richtung Gumbinnen

Am 4.1.45 nach heftige 30 Minuten dauernde Artilleristische Vorbereitung unternimmt Gegner Erkundungsvorstoß mit Stärke von ca. 2 Infanterie Kompanien des IR 162 der 61. ID aus dem Raum Herrenhaus Guddin (12 km östlich Gumbinnen); an den übrigen Abschnitte, Feind hält die Stellungen während des Tages - Wirkung von 41 Artillerie und 32 Granatwerfer Batterien mit einen Gesamtverschuß von 3600 Schuß.

 

Richtung Angerburg

Nach Ansammlung von bis 200 Panzer und Sturmgeschützen und heftiger Artillerie Vorbereitung unserer Stellungen, griff der Gegner im Morgengrauen des 4.1.45 mit Teilen der170. ID, 5. Pz. Div. und, vermutlich, 367. ID im Abschnitt Jilasken-Mirunsken in Richtung Czarne, Filipów an. Nach zähen Kämpfen gelang es dem Gegner die Linie Bittkower See, Ssupene (ausschliesslich), Bulka, Bhf. Mirunsken Nord zu erobern.

Gleichzeitig greift der Feind mehrmals aus Gegend östlich und süd-östlich Goldap mit Infanterie Kräften mit einer Stärke von ca. 2 Infanterie Kompanien –, die mit bis zu 10 Panzern unterstützt wurden, aus dem Raum Hotzki, Jalowo See unsere Stellungen an.  

In der Gegend süd-östlich Mirusken wurden 4 Gefangene eingebracht, die aus dem 2. IR 401 der 170. ID stammen. In der selben Gegend wurden Soldbücher und Briefe der Angehörigen des 2. Panzer-Grenadier-Regiment 14 der 5. Pz. Div. von den Leichen der gefallenen Soldaten abgenommen.

Der Gefangene Heinrich Holten, der aus dem 2.IR 401 der 170 Inf. Div. stammt, sagte, dass sein Gruppenführer den Angriffsbefehl um 22.30 am 3.1.45 ausgegeben hat.

Kampfziele: Eroberung von Filipów, Strasse Filipów -Suwalki, halten Filipów mindestens 48 Stunden. Dann folgt Ablösung durch 5. Panzer Division.

An der linken Flanke des IR 401 lag das IR 391 und am rechten – das Füsilier Bataillon der 170. Inf. Div.

Am 10.12.44 erhielt 170. Inf. Div. 200-köpfige Ersatz.

Der andere Gefangene Erich Gebauer, der ebenfalls aus dem 2. IR 401 der 170 Inf. Div. stammt, sagte: “22-24.00 Uhr am 3.1.45…"

   

 

  

Quelle und Inhaber: 
Die Geschichte des Artillerie Regiment 240 in der 170. Infanterie-Division 1939 - 1945 - Martin Blanken
Seite 122 -125
 

     

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